Schlaraffenburger Streuobstprojekt 2030
Das Schlaraffenburger Streuobstprojekt soll für die Herausforderungen beim Streuobsterhalt für das nächste Jahrzehnt neu aufgestellt werden. Die Organisationsstruktur soll an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden. Weitere Streuobstakteure sollen gewonnen und vorhandene unterstützt und vernetzt werden. Mehr Streuobstwiesen sollen wieder in Pflege gebracht werden. Mit dem Projekt soll ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt des Streuobstes für künftige Generationen geleistet werden.
Antragsteller: Schlaraffenburger gGmbH
Kurze Vorhabensbeschreibung
Das Schlaraffenburger Streuobstprojekt soll für die Herausforderungen beim Streuobsterhalt für das nächste Jahrzehnt neu aufgestellt werden. Die Organisationsstruktur soll an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden. Weitere Streuobstakteure sollen gewonnen und vorhandene unterstützt und vernetzt werden. Mehr Streuobstwiesen sollen wieder in Pflege gebracht werden. Mit dem Projekt soll ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt des Streuobstes für künftige Generationen geleistet werden.
Kurze Beschreibung der Ausgangslage
Der Bayerische Untermain ist die streuobstreichste Region Bayerns. Streuobstwiesen prägen die Landschaft, sind Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere und Teil der kulturellen Identität. Seit Jahren gehen die Bestände durch mangelnde Nutzung zurück. 2002 wurde vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz e.V. das Schlaraffenburger Streuobstprojekt ins Leben gerufen, um diesem Trend entgegen zu wirken. An dem Streuobstprojekt sind die Stadt und der Landkreis Aschaffenburg, die Stadt Alzenau und vier regionalen Keltereien als Kooperationspartner beteiligt. Der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb wird seit dem 1.5.23 von der gemeinnützigen Schlaraffenburger gGmbH abgewickelt. Langfristiges Ziel des Projektes ist es, den Streuobstbau in der Region wieder wirtschaftlich rentabel zu machen und als dauerhaft umweltgerechte Bewirtschaftungsform zu etablieren und so die heimische Kulturlandschaft zu erhalten. Nach dem Motto „aus der Region für die Region“ sollen regionale Wertschöpfungsketten gestärkt werden. Dies wird insbesondere durch eine gebündelte Biozertifizierung erreicht, die den Teilnehmern ermöglicht ihr Obst zu besseren Preisen zu vermarkten. Hierfür werden mit Streuobstbewirtschaftern Verträge geschlossen, in denen sie sich zur Bewirtschaftung ihrer Flächen nach Bioland- und Naturschutzkriterien verpflichten. Im Gegenzug erhalten sie für ihr Obst einen höheren Preis. Das Streuobst wird zu hochwertigen Streuobstprodukten verarbeitet. Die Teilnehmer werden durch weitere flankierenden Maßnahmen unterstützt, wie z.B. der Einsatz von Erntemaschinen oder der Sammelbestellung von Bio-Obstbäumen. Mittlerweile sind im Schlaraffenburger Streuobstprojekt über 150 Teilnehmer mit 13.000 Obstbäumen organisiert. Daneben werden im Landkreis Aschaffenburg 31 u. in der Stadt Aschaffenburg 10h gepachtete Obstwiesen von der gGmbH gepflegt. Jährlich werden in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband mehrere ha Streuobst freigestellt und in eine dauerhafte Pflege gebracht und ca. 100 Bäume auf den Projektflächen nachgepflanzt.
Kurze Beschreibung, was unmittelbar mit dem Projekt erreicht werden soll
Seit der Gründung des Schlaraffenburger Streuobstprojektes vor über 20 Jahren haben sich die Rahmenbedingungen grundlegend geändert. Obwohl Streuobstwiesen eine breite Wertschätzung erfahren, nimmt die Nutzung weiter ab. Durch den ökonomischen und demografischen Wandel befassen sich weniger Menschen mit Streuobstbau. Daher muss auch das Schlaraffenburger Streuobstprojekt neu aufgestellt werden, um den gewachsenen Herausforderungen Rechnung zu tragen und einen möglichst effektiven und großen Beitrag zum Erhalt des heimischen Streuobstes zu leisten.
Projektziele sind:
1. Anpassung und Etablierung einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Schlaraffenburger Projektstruktur
Das Schlaraffenburger Streuobstprojekt vernetzt Kommunen, Keltereien und Streuobstbewirtschafter. Dieses Netzwerk soll neu strukturiert werden. Vor dem Hintergrund sich wandelnder Rahmenbedingungen sollen die Arbeitssschwerpunkte neu definiert und eine nachhaltige Finanzierung sichergestellt werden Die Einbindung aller Gebietskörperschaften am Bayerischen Untermain über Kooperationsverträge soll ebenso neu geregelt werden, wie die vertraglichen Beziehungen zu den Projektteilnehmern und den Verpächtern von Streuobstflächen. Die Projektverwaltung soll für die Teilnehmer vereinfacht werden. Durch den Austausch mit benachbarten Streuobstinitiativen, insbesondere die Main-Streuobst-Bienen eG in Würzburg sollen Synergien genutzt werden.
2. Streuobstbestände in eine dauerhafte Pflege bringen.
2.1 Es sollen über 200 neue Streuobstbewirtschafter für den Bioland-Streuobstbau gewonnen werden. Der Schwerpunkt hierfür liegt im südlichen Landkreis Miltenberg, der bisher noch nicht abgedeckt war. Aber auch im Landkreis Aschaffenburg sollen neue Teilnehmer gewonnen werden. Mit diesen sollen Bewirtschaftungsverträge abgeschlossen werden, nach denen die Flächen nachhaltig nach Naturschutzkriterien gepflegt werden. Sowohl die Flächen der neuen, als auch die alten Teilnehmer sollen digitalisiert werden, um so eine Antragstellung über LNPR Massnahmen möglich zu machen um die Teilnehmer so zu entlasten.
2.2 Die vorhandenen Projektteilnehmer inkl. der Schlaraffenburger gGmbH und sonstigen Streuobstakteure in der Region sollen bei Ihrer aufwendigen Arbeit unterstützt werden. Die Erreichbarkeit der Annahmestellen ist ein wichtiges Kriterium für die Streuobstbewirtschafter. Deshalb soll mit weiteren Annahmestellen im Landkreis Aschaffenburg und im südlichen Landkreis Miltenberg sichergestellt werden, dass eine flächendeckende Abgabemöglichkeit für Bio-Streuobst besteht.
2.3 brachgefallene Streuobstwiesen sollen in eine dauerhafte Pflege vermittelt werden. Diese soll durch vorhandene Streuobstakteure oder die Schlaraffenburger gGmbH sichergestellt werden.
Bestandteile des Projekts
1. Schaffung einer nachhaltigen Projektstruktur
1.1 Netzwerkmanagement: Vernetzung der vorhandenen Streuobstakteure
1.2 Ist-Analyse bzgl. der Projektstruktur, der Einbindung der Teilnehmer, der Kommunen, der Keltereien. Verbesserungsmöglichkeiten der Biokontrolle, mit Unterstützung einer externen Organisationsberatung
1.3 Einbindung der Kommunen: Kooperationsverträge neu gestalten, LK MIL einbinden, Einbindung der Gemeinden,
kommunaler Beitrag zur Projektfinanzierung
1.4 Einbindung der Keltereien: Überarbeitung Kooperation mit bestehenden Keltereien, Einbindung weiterer Keltereien, Prüfung einer konventionellen Ausgliederung
1.5 Einbindung der Teilnehmer: Teilnehmerverträge überarbeiten, Verbesserung/Digitalisierung des Info-Managements
1.6 Einbindung Verpächter/Pachtflächen: Pachtverträge überarbeiten, bestehende Pachtflächen arrondieren und erweitern, Angebot Kaufvermittlung an die Verpächter (Kauf durch Landesbund für Vogelschutz ist nicht Bestandteil des Projektes)
1.7 Digitalisierung der Projektverwaltung: Verbesserung des GIS- und Datenbanksystems zur Verwaltung der über 150 Teilnehmer und 600 Flächen (Voraussetzung für Förderfähigkeit über Naturschutzmittel z.B. LNPR)
1.8 Kooperation mit Main-Streuobst-Bienen eG: Informationsaustausch, Möglichkeit gemeinsamer Produkte, gemeinsame Nutzung von Erntemaschinen
2. Streuobstbestände in Pflege halten und in Pflege bringen
2.1 Gewinnung neuer Akteure durch den Abschluss von ca. 200 neuen Streuobst-Bewirtschaftungsverträgen: Unterstützende Infoveranstaltung(en), Beratungspakete Streuobst, ökologische Aufwertung der Flächen, Vermittlung in geförderte LNPR-Maßnahmen, Vermittlung in Förderberatung (Streuobstberaterin), Beratung zu Pflanzung, Baumpflege, Landwirte für Streuobst gewinnen.
2.2 Unterstützung aktiver Streuobstakteure: a) Ist-Analyse Streuobstaktive: Abfrage der Projektteilnehmer nach Unterstützungs möglichkeiten, Umsetzung von Maßnahmen aus der Ist-Analyse.
c) Einrichtung mobiler Annahmestellen um die Transportwege zu verkürzen: Finden geeigneter Annahmestellen in AB Mitte und MIL Süd, Anschaffung von Förderbändern, Plattformwaagen, Stapler.
2.3 brachgefallene Streuobstbestände sollen in eine dauerhaften Pflege vermittelt werden (Schwerpunkt: Landkreis AB)
3.Öffentlichkeitsarbeit
3.1 Erarbeitung von lokalen Marken-Varianten für Streuobst-Produkte
3.2 Gestaltung von Materialien (Etiketten, Broschüren, Rollups) Projektbroschüre, -Rollup, Broschüre Streuobstmaschinen,
3.3 Projektdarstellung im Internet und begleitende Öffentlichkeitsarbeit
Umsetzungsort
Das Projektgebiet ist der Bayerische Untermain mit den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg sowie der Stadt Aschaffenburg. Im Rahmen der Vernetzung mit der Main-Streuobst Bienen eG ist auch der Landkreis Main-Spessart eingebunden. Das Projekt soll als Kooperationsprojekt mit der LAG Main4eck umgesetzt werden. Für die effektive und ökonomische Bio-Streuobsterfassung braucht es überregionale Strukturen. Durch den Zuschnitt auf den Bayerischen Untermain können z.B. Ernteausfälle besser ausgeglichen werden und es sind mehr regionale Verarbeiter und Akteure vorhanden. Im Sinne einer nachhaltigen Stadt-Land-Beziehung fungiert die ländliche Region der beiden LAGs als Erzeugerraum und die Stadt Aschaffenburg mit dem angrenzenden Rhein-Main gebiet als Absatzmarkt. Stadt Aschaffenburg und Landkreis Aschaffenburg haben das Schlaraffenburger Projekt von Anfang an als Kooperationspartner unterstützt.
Übereinstimmung mit den Zielen der LES
Entwicklungsziel 2 "Freizeitregion Spessart"
Beschreibung der Bürger- und/oder Akteursbeteiligung
Durch die Einbindung in das Streuobstprojekt werden über 400 Bürger bei der Pflege ihrer Streuobstflächen udn bei der Vermarktung ihrer Ernte unterstützt.
Streuobstwiesenbesitzer verpachten ihre Flächen an die Schlaraffenburger gGmbH zur weiteren Pflege
4 lokale Keltereien sind in das Projekt eingebunden und tragen zur regionalen Wertschöpfung bei.
Beschreibung des Nutzens für das LAG-Gebiet
- Streuobst wird als Kulturgut, als prägendes Landschaftselement und Schwerpunkt für Biodiversität im LAG-Gebiet erhalten.
- Die regionale Wertschöpfung wird durch die Verwertung und Verarbeitung des Streuobstes gesteigert.
- Es entstehen hochwertige gesunde und regionale Lebensmittel mit kurzen Transportwegen
- Die Identifikation mit der Region wird durch regionale Produkte gesteigert
- Es wird eine nachhaltige Projektstruktur geschaffen, die weit über den Förderzeitraum wirkt
Beschreibung des Innovationsgehalt
Das Schlaraffenburger Projekt bündelt Streuobsterzeuger, Keltereien und Kommunen am Bayerischen Untermain und nutzt die Synergien aus der Kooperation aller Beteiligten für die Region.
Schlaraffenburger hat das Ziel die Streuobstwiesen durch eine wirtschaftliche Nutzung und nicht (nur) durch geförderte Pflegemassnahmen zu erhalten.
Durch die Bündelung und digitale Erfassung der Streuobsterzeuger können diesen leichter Fördergelder z.B. über LNPR zugänglich gemacht werden.
Darstellung der Vernetzung zwischen Partnern und/oder Sektoren und/oder Projekten
Partner:
Landesbund für Vogel- und Naturschutz, Landschaftspflegeverband Aschaffenburg e.V, Landschaftspflege- verband Miltenberg e.V., Landkreis Aschaffenburg, Stadt Aschaffenburg, Kelterei Rothen bücher, Schöllkrippen, Kelterei Kuhn, Rück-Schippach, Erdbeerranch Höfler, Alz., Main-Streuobst-Bienen eG, Äppelwoistammtisch
Sektoren:
primärer Sektor: Urproduktion Streuobst
sekundärer Sektor: Verarbeitung in regionalen Keltereien
tertiärer Sektor: Handel mit regionalen Produkten
Projekte:
Streuobstaktionspläne des LPV Aschaffenburg (z.B. Schöllkrippen, Geiselbach), Mistelprojekt des LPV Aschaffenburg, Streuobst-Internetplattform des LPV Aschaffenburg, Runder Tisch Streuobst LK MIL
Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels bzw. zur Anpassung an seine Auswirkungen
Förderung regionaler Produkte mit kurzen Transportwegen
Förderung einer extensiven Erzeugung nach Bioland-Kriterien
Pflanzung von Obstbäumen
Erhalt einer hohen Biodiversität und damit einer hohen Resilienz gegenüber Klimaveränderungen
Beitrag zur Selbstversorgung der Bevölkerung
Beitrag zu Umwelt-, Ressourcen- und/oder Naturschutz
Förderung regionaler Produkte mit kurzen Transportwegen
Förderung einer extensiven Erzeugung mit vertraglich fixierten Naturschutz- und Bioland-Kriterien (Erhalt von Totholz, Pflanzen von Bäumen, Verzicht auf synthetische Spritz- und Düngemittel)
Die Vertragsflächen sind wichtige Bausteine in einem Biotopverbundsystem in der Region.
Die Streuobstflächen verfügen über eine hohe Biodiversität, die weiter verbessert werden soll.
Beitrag zur Sicherung der Daseinsvorsorge bzw. zur Steigerung der Lebensqualität
Streuobstwiesen verbessern das Kleinklima
Streuobstwiesen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Landschaft und damit für die Naherholung wichtig
In Streuobstweisen wird mit den zahllosen Regionalsorten eine hohe Genvielfalt erhalten.
Streuobstwiesen tragen zu einer nachhaltigen Ernährung mit regional erzeugten Produkten bei.
Beitrag Förderung der regionalen Wertschöpfung
Die Projektteilnehmer erhalten höhere Preise für ihr Streuobst
Das Streuobst wird in regionalen Keltereien verarbeitet (ca. 500-1.000 Tonnen /Jahr)
Die regionalen Produkte werden in der Region im Handel vermarktet
Mit der Pflege von Streuobstbeständen werden regionale Baumpfleger beauftragt.
Beitrag zum sozialen Zusammenhalt
Das gemeinsame Arbeiten am Thema Streuobst von verschiedenen Projektpartnern fördert den Zusammenhalt und die Identifikation mit der Region. Die Projektteilnehmer unterstützen sich gegenseitig und werden miteinander vernetzt. Das Bewusstsein gemeinsam in der Region etwas Großes zu bewirken fördert den sozialen Zusammenhalt.
Ggf. Beitrag zu weiteren LAG-spezifischen Kriterien aus der Checkliste Projektauswahlkriterien
Das Projekt hat Modellcharakter und ist regional übertragbar (z.B. Main Streuobst Bienen eG)
Das Projekt leistet relevanten Beitrag zur Identitätsstiftung
Das Projekt wird über Veranstaltungen und Homepage öffentlichkeitswirksam präsentiert.
Erwartete nachhaltige Wirkung
Das Schlaraffenburger Streuobstprojekt soll mit der Umsetzung dieses Projektes für die nächste Dekade organisatorisch und wirtschaftlich gut aufgestellt sein. Die Ziele des Projektes sind neu justiert und die Fortsetzung des Streuobstprojektes ist sichergestellt. Das Projekt soll weiterhin einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Streuobstwiesen in der Region leisten.
Sicherung von Betrieb und Nutzung des Projekts
Das Projekt besteht seit über 20 Jahren als Kooperationsprojekt von Landesbund für Vogelschutz, Stadt und Landkreis Aschaffenburg. Gemeinsam mit der gemeinnützigen Schlaraffenburger gGmbH soll das Projekt auch in Zukunft seinen Beitrag zum Streuobstwiesenschutz leisten. Alle Partner bekräftigen ihr Interesse an der Fortsetzung des Projektes.